Denkwürdiger Start zur Triumph-Series am Lausitzring 2021 | Trotz schwieriger Rahmenbedingungen feiert die T-Family einen gebührenden Saisonauftakt 2021 | Besonderer Dank gilt Renn-Organisator Michael Dangrieß von Maxx-Moto | Uli Bonsels und Uwe Kantimm dominieren die beiden Triumph-Cup-Klassen 765 und 675 mit maximaler Punktzahl 50 | Paul Kock übernimmt Führung in der Triumph-Challenge mit einem zweiten und einem ersten Platz

Wochenlanges Hoffen und Bangen, ob der Saisonstart 2021 wohl gelingen würde noch in den Köpfen, rollte das Feld der T-Series nahezu geschlossen an Christi Himmelfahrt zum Traditionstermin an den Lausitzring. Das einige Starter auf den zumeist weiten Trip in die Lausitz verzichtet hatte, war wirklich keinem zu verdenken. Die Rahmenbedingungen waren trotz über einjähriger Lernphase mit den jeweiligen Corona-Bedingungen nicht ermutigend. Keine Übernachtung im Fahrerlager, keine Begleitpersonen, vollständige Räumung der Strecke jeweils bis 20.30 Uhr. Und dann noch eine durchwachsene Wetterprognose.

Wahrlich, der Saisonstart stand unter einem, sagen wir es einmal so, außergewöhnlichen Stern.

Aber die T-Series wäre nicht eben diese erstaunliche Brother and Sisterhood, wenn sie nicht mit außergewöhnlichen Situationen umzugehen gelernt hätte. Sie hat so manche Höhen und Tiefen durchlebt in den letzten zehn Jahren, sei es, weil die Organisation Empathie vermissen lies, die in diesem sehr speziellen Bereich unabdingbar ist, oder aber, weil Partner der Serie, die elementar wichtig für den Bestand der Serie sind, neue Ziele verfolgen wollten. Oder aber 2019, als ein kompletter Neustart nötig war, um die T-Series überhaupt am Leben zu erhalten. Die T-Family ist aus allen Situationen gestärkt hervorgegangen.

So auch beim Start in die noch immer von der Corona-Pandemie geprägten Situation im Mai 2021, die die Welt sei über einem Jahr leider noch immer fest im Griff hat.

Die T-Family nahm die Situation nämlich erwartet 100% positiv an und integrierte auch ohne das gewohnte Zusammensein am Feierabend, das in dieser Serie einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt, wirklich alle Neueinsteiger in die größte Triumph-Hobbyrennserie weltweit perfekt in die vielzitierte Gemeinschaft. Keiner hatte auch nur die geringste Chance zu fremdeln. Alle wurden ganz einfach adoptiert. Das funktionierte auch im Fall von Neueinsteiger Mahdi Khorand, der aufgrund der Folgen eines Sturzes beim Enduro-Trainings kurz vor dem Saisonauftakt noch vor Beginn der Trainingsblöcke am Samstag traurig die Segel streichen musste. Die Schmerzen im lädierten Oberschenkel ließen einfach kein Racing zu. Gute Besserung auf diesem Wege, Mahdi!

Coach Arne Tode macht schneller

Wenig verwunderlich, dass die T-Family auch die wahrhaft durchwachsenen Verhältnisse im optionalem freien Training am Freitag und in Zeittraining am Samstag entspannt durchlitt. Ganz klar auch ein Verdienst unseres geschätzten T-Series-Coach Arne Tode. Der ehemalige Top-Rennfahrer, unter anderem IDM-Champ auf Triumph in der IDM-Supersport 2008, der seither noch immer den Rundenrekord für SSP-Motorräder in Oschersleben innehält, hatte es sich nicht nehmen lassen an den Lausitzring zu reisen. Vor allem für die Newcomer hielt er nicht mit Tipps und Tricks zurück. Schon am Freitag schaute er in den freien Trainings ganz genau vom Pistenrand aus hin. Am Samstag griff er dann selber mit einer Serien-Triumph Street Triple 765 RS ins Geschehen ein und nahm sich am Abend natürlich die Zeit für einen seiner sinnstiftenden Streckenrundgänge, der gerne wahrgenommen wurde. Auch und gerade von vielen sogenannten alten Hasen.

Man of the Races: Uwe Kantimm

Was so ein intensiver Rundgang alles bewirken kann, zeigte sich besonders eindrucksvoll beim mit allen Wassern gewaschenen Altstar Uwe Kantimm. Der sehr erfahrene Hobbyracer aus Celle, der parallel zum T-Cup 675 noch in der sehr respektierten Serie Twin Cup startet, will es in seinem x-ten Racer-Frühling nochmal so richtig wissen. Was er im ersten Rennen mit seiner in Eigenregie aufgebauten, altehrwürdigen Triumph Street Triple 675 R für ein Feuerwerk der Rundenzeiten abbrannte, war schon aller Ehren wert. 1.54 Rundenzeiten mit einem gut 110 PS starken Naked Bike gruben manch gestanden Superbiker mitsamt den obligaten 200 PS-Leistungsprotzen fassungslose, tiefe Falten der höchsten Verwunderung auf die Stirn. „Das wochenlange Training in Spanien hat sich ausgezahlt“, erklärte Kantimm, „ich bin einfach locker drauf und finde mich sofort mit dem Motorrad zurecht. Außerdem hat der Rundgang mit Arne gut 1,5 Sekunden Rundenzeit gebracht, die ich zudem viel sicherer fahren konnte.“ Einziges Luxusproblem; „Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu schnell in die Kurven gehe, weil mir das dann die Linie versaut.“ Es scheint ganz gut geklappt zu haben. Zwei Klassensiege und maximal 50 Meisterschaftspunkte waren der verdiente Lohn, Sebastian Strauch holte mit zwei zweiten Plätze 40, Alex Scheit und Geburtstagskind Alwin Heiberger teil sich schiedlich-friedlich den dritten Rang in der 675er-Wertung, die noch immer ihre Berechtigung in den T-Series hat, nicht nur wegen der Fabelzeiten von Uwe Kantimm. Dieses legendäre Motorrad gehört noch lange nicht zum alten Eisen.

Starkes Comeback von Henrik Müller und Michael Veith in der T-Challenge

Als die Boxennachbarn der T-Series, ein lustiges und angenehmes Völkchen von Ducati Oberschwaben, dann auch noch die Rundenzeiten der beiden Spitzenfahrer Uli Bonsels (T-Cup 765) und Henrik Müller (T-Challenge) zu Ohren bekamen, folgte sehr anerkennendes Raunen. Im Training war IDM-Supersport-Rückkehrer Müller unter der magischen 1.50er-Marke geblieben, in Rennen 1 konnte er das nicht ganz reproduzieren und fuhr souverän einen Start-Ziel-Sieg heraus. Auf Rang 2 folgte Paul Kock, Noch-Student, der seine starke Form aus 2020 nahtlos mit in die neue Saison transferieren konnte. Und ganz besonders erfreulich nahmen das gesamte Feld zur Kenntnis, dass ein Jahr T-Series-Abstinenz nicht langsamer machen muss: Michael Veith, noch durchtrainierte als 2019, hat mächtig Zeit und Konstanz gefunden, was er bescheiden runterspielen wollte. „Passt schon, aber dem D-Zug vorne konnte ich nur zuschauen.“

Bevor es überhaupt zu diesem durchaus beeindruckende Auftaktrennen kommen konnte, war einmal mehr dem Zusammenhalt der T-Family geschuldet. Mit vereinten Kräften und dank gut gefüllte Ersatzteilkisten konnten auch größere technische Probleme in perfektem Teamwork gelöst werden. Prima Sache, wenn Individualsport auf der Piste problemlos zum Teamsport überwechselt, wenn es darum geht, möglichst das komplette Feld in die Startaufstellung zu befördern.

Leider blieb ausgerechnet der IDM-gestählte Henrik Müller dennoch nicht von einer kleinen Undichtigkeit im zweiten Lauf verschont, die sich in mangelhaften Grip in Linkskurven manifestierte, was Henrik zur Aufgabe zwang. Paul Kock ließ sich nicht zweimal bitten und heimste den Laufsieg ein dicht gefolgt von Uli Bonsels und dem im zweiten Rennen enorm stark aufspielenden Kai Süßlin, der im ersten Rennen vom Pech verfolgt gewesen war. Platz drei in der 765er-Division holte sich Papa Horst Süßlin, der das Glück des Süßlin-Clans somit komplett machte.

Und auch die Amazone im Feld, Chrissi Rubin, strahlte nach Lauf 2 über alle Backen. Sie stellte Ihr Triumph Daytona 675 auf einen höchst respektablen 3. Rang in der T-Challenge. Versöhnlicher Ausgang eines vor alle denkwürdigen Saisonauftakts auf der asphaltierten Buckelpiste namens Lausitzring.

Ergebnisse Lausitzring und Tabellenstand.

Weiter geht es am 29.-30.6.21 auf der Lieblingsstrecke der T-Series, Oschersleben aka. OSL. Stand heute sind dort Übernachtungen im Fahrerlager wieder erlaubt. Insgesamt 42 Starter haben für dieses zweite von sechs Rennwochenenden genannt. Das verspricht ein Maximum an „For the Ride“, dem wirklich gekonnten Triumph-Slogan.