Man weiß es ja als Veranstalter einer Hobbyrennserie vor der Saison nie so wirklich, ob die Mischung der Fahrerinnen und Fahrer denn auch passen wird fürs neue Jahre. Erfahrungswerte. Doch für die Klasse des Jahrgangs 2023 entwickelte sich über den sehr langen Winter ein gutes Gefühl über viele Mails, WhatsApp-Nachrichten und Telefonate. Das wird gut, vielleicht sogar sehr gut. Die Mischung macht es eben. Und die Triumph-Series 2023 sind aber mal sowas von einem Mix. So gemischt wie ein wilder In-Club in Berlin, möchte man fast sagen: verrucht, geheimnisvoll und enorm freiheitsliebend. Jede Menge Charakter-Darsteller. Alte, aber auch jede Menge neue Gesichter. Vom IDM-Supersport 300-Quereinsteiger Marvin Kreimes mit zarten 17 Jahren bis hin zu echten Ü60-Haudegen, zu denen Triumph- und T-Cup-Urgestein Uli Bonsels nun auch gehört. Er feierte am Nürburgring seinen 60er. Bescheiden wir er nun mal ist, verbat er sich allzu ausschweifende Feierlichkeiten. Er wollte einfach nur Rennenfahren auf einer der schönsten Old-School-Strecken Europas: dem Nürburgring GP-Kurs. Auch in 2023 wieder im Programm der Triumph-Series dank geschickter Politik vom MaxxAdrenalin-Chef Michael Dangrieß.
Einfach mitmachen. Keine Chance zum Sich-Rarmachen. So lautet seit jeher die Devise der Triumph-Series.
Mitmachen lautet seit je her die Devise. Und zwar vom ersten freien Training am Freitag an. Keine Zeit zum Fremdeln. Spätestens beim abendlichen Meet & Greet aka. Schwarzwälder Grillwurst und Alpirsbacher Pils bricht eventuell vorhandenes Eis hin wie her. Dazu passt ganz formidabel diese so untypische Eifel-Kaiser-Wetter. Hebt die Stimmung zusätzlich und sorgt für Durst. Den geschwitzt wurde bei Ü26-Grad schon beim freien Training am Freitag gewaltig. Und gestürzt. Kaum erklärlich, denn die Strecke bietet soliden Grip. Für unseren sehr unterhaltsamen Neuzugang Dino Czichowski endete das Wochenende, bevor es richtig begonnen hatte. Dino wird mit neu aufgehübschter Triumph und ohne Selbstzweifel selbstredend beim zweiten Triumph-Meeting in Most (7.-9.7.2023) antreten, jede Wette.
Ruhige und solide Rennen in neu zusammengestellten Supersport Next Generation-Feld
Seit dieser Saison fährt die T-Series gemeinsam mit der IBPM SBK 750 ihre Zeittrainings und die beiden Rennen. Das mag nicht jedem Triumph-Fan auf Anhieb geschmeckt haben. Aber eine Triumph-only-Rennserie lässt sich bei heutigen Mietpreise von Premium-Rennstrecke leider nicht unter 30 Permanent-Startern finanziell sinnvoll über die Saison bringen. Wir reden von Strecken in Deutschland und im benachbartem Ausland, wohlgemerkt, nicht vom Pannonia-Ring, Poznan oder dem Slovakia-Ring etc. Weshalb die Triumph-Series bei 4 von 5 Rennwochenenden nun mit der besagten Supersport 2.0-Kollegen gemeinsame Sache machen. Was zumindest auf dem sehr weitläufigen Nürburgring GP-Kurs überhaupt nicht unangenehm auffiel. Im Gegenteil. Hobby-Racing-Legende Dirk Schnieders, gefühlte 35 Jahre auf den Strecken Europas unterwegs und mit wirklich allen Wassern gewaschen, gab mit seiner Suzuki GSX-R 750 einen prima Sparrings-Partner für den Neu-T-Challenger Matej Vit ab. Die beiden waren eine Klasse für sich und dominierte das Wochenende, jeder in seiner Klasse. In Rennen 2 am Sonntag schaffte Matej es sogar nach einen Ausrutscher kurz vor Rennende faktisch ohne Fußraste seinen Klassensieg heimzufahren. Der junge Mann kann es eben. Sein Teamchef Andreas Köder, der parallel auch den durchaus beachtlichen Wiedereinstieg Triumphs in die Supersport-Klasse der IDM verantwortet, hat Großes mit dem bescheiden und zurückhaltend auftretenden Matej vor. Schön zu wissen, dass die T-Series auch weiterhin als Sprungbrett ins Profigeschäft gelten darf.
Aber eben auch als feine Just4Fun-Clubsport-Veranstaltung. Ein jeder, wie es ihm gefällt. Hart, aber immer fair, so lautet nicht umsonst die Devise. Und ganz süßen Trauben, die hängen diese Saison etwas höher. Das steht seit dem Saisonstart auf dem Nürburgring fest. Auch die amtierenden Champs des T-Cups, Lukas Kretzer und T-Challenge-Meister 2022 Stefan Österle mussten das eingestehen. Matej hat die sportliche Latte deutlich höher gelegt.
Im T-Cup wiederum gibt Christian König, wie Lukas Kretzer ein waschechter Siegerländer, den Ton an. Trotz schwerem Sturz beim letztjährigen Meeting in Most. Das hat Christian offensichtlich prima weggesteckt. Deutlich verbesserte zeigte sich Daniel Weisweiler am Nürburgring dem Altmeister Uli Bonsels ebenbürtig. Wirklich bemerkenswert kam der Auftritt vom frisch gebackenen Abiturienten Gregor Borchardt rüber. Der junge Mann ist sowas von nicht auf den Mund gefallen. Typisch Berliner eben. Dazu erstaunlich reflektiert für sein Alter. Und irgendwie aus der Zeit gefallen. Er raucht gerne mal ein Zigarettchen und mag Musik aus den 1980ern. Auch das macht den jungen Mann durchweg interessant, genau wie seine beachtliche Lernkurve: der Nürburgring war sein erstes echtes Racing-Wochenende.
Der zweite Streich in Most folgt 7.-9.7.2023
Auf der sehr beliebten Superbike-WM-Piste im tschechischen Most darf die T-Series auf ein gut gefülltes Starterfeld hoffen. Bis auf den noch immer verletzten Mahdi Khorand sollte die T-Series-Truppe hier vollständig antreten. Insgesamt dürfte der gemeinsame Supersport 2.0-Block nahezu ausverkauft sein. Dazu die schmalere, winkligere Strecke. Das verspricht Spannung. Wie auch der Fakt, dass der neue, griffige Asphalt in Most so manchem Reifenhersteller mitsamt den vereinten Fahrwerks-Fachkräften Rätsel aufgibt.
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