Was vor wenigen Wochen noch niemand ernsthaft für möglich gehalten hatte, wurde in Oschersleben wahr. Der Traum vieler Hobbyracer: endlich wieder echtes Racing mit allem Drum und Dran. Und stehenden Starts. Rückblick auf ein fast perfektes Rennwochenende der T-Series 2020 auf ihrer Sehnsuchtsstrecke in der Magdeburger Börde.

Wehe, wenn sie losgelassen.

Nein, kein Titel eines 1970er B-Movie im Rocker-Milieu. Sondern eine aus heutiger Sicht reichlich dünne, wenngleich toll besetzte 1950er-Jahre-Komödie mit dem legendären Peter Alexander in der Hauptrolle. Ein grandioser und oft unterschätzter Alleskönner, am Rande bemerkt. Wehe also, wenn 42 Triumph-Ladies und Gentlemen endlich wieder offiziell ihren Bock auf Ballern ausleben dürfen. Das kann, muss aber nicht immer gut gehen.

Schon am Donnerstagabend musste die ersten Teilnehmer die Segel streichen, weil sie zu Boden gegangen waren und die Sturzfolgen für Mensch bzw. Maschine ein Weitermachen sinnlos erscheinen lies. Und auch das freie Training am Freitag und der abendliche German Endurance Cup-Lauf, bei dem unsere T-Cupper und T-Challenger sehr rege teilnahmen, Kunststück, die Teilnahme ist gratis für unsere Fahrer und Trainingszeit wertvoll, nicht nur in diesen Tagen. Leider beendete T-Cup-Podestkandidat Marc Jürgens via Highsider das Langstrecken-Rennen im Röntgenzimmer des nahegelegenen Krankenhaus. Sein Mittelhandbruch muss mittels Titanplatte verstärkt werden. Marc, Schwabe, aber erstaunlicherweise dennoch grosser Optimist, rechnet sich fürs Saisonfinale Brünn vage Chancen auf ein Comeback aus. Hinter der Boxenmauer, wohlgemerkt, Fingers crossed für diesen Plan, Marc. Und gute Besserung.

42 Starter hatte ursprünglich genannte fürs Oschersleben-Wochenende, 39 gingen schließlich ins erste Rennen. Foto: Dirk Gündra

Corona macht schnell. Wirklich wahr.

Schon das Zeittraining am Samstag endete dann mit einer faustdicken Überraschung. Paul Kock (T-Challenge) holte mit seiner 675er Daytona die Pole. Fix war der junge Mann ja schon immer, dennoch scheint die durch Corona verlängerte Winterpause dem Speed vieler Teilnehmer keinen Abbruch getan zu haben. Im Gegenteil. Und nicht nur bei Paul Kock war auf der Uhr ein deutlicher Sprung nach vorne zu beobachten.

Axel Sammet (links) und Uli Bonsels kämpften im ersten Rennen in Oschersleben mit harten Bandagen. Leider endete der Fight mit einem bedauerlicher Rennunfall. Sammet verletzte sich dabei und erklärte seine Saison für beendet. Gute Besserung! Foto: Martin Wölfe

Was Samstagnachmittag beim ersten Rennen dann beim Blick auf den Zeitmonitor leicht zu verfolgen war. Zumindest Live-Timing-Profis blieb dabei auch ein beinharter Zweikampf der heißesten Titelkandidaten in der 765er-Klasse des T-Cups nicht verborgen. In den Hauptrollen: Uli Bonsels, amtierender Meister dieser Division und sein gar nicht mehr junger, aber überaus kampfeslustiger und schneller Herausforderer Axel Sammet.

Leider gab es, so spielt das Leben manchmal, kein Happy End. Das Drama in Kurzform: Letzte Runde, vorletzte Kurve, Berührung, Sturz beider Kontrahenten. Folge: Axel Sammet erklärte nach Krankenhausbesuch seinen Saison zwecks Rückenverletzung für beendet. Ob die Titelverteidigung für Uli Bonsels ein Selbstläufer wird, darf dennoch bezweifelt werden. Denn, wir erinnern uns, die Corona-Pause führte zu erstaunlichen Zeitenverbesserungen. So auch bei Kai Süßlin, Sproß der südbadischen Hobbyracer-Dynastie, die Vater Horst Süßlin, ebenfalls T-Cupper, erfolgreich begründet hat. Kai holte sich nach dem Ausfall der Herren Sammet und Bonsels den Klassensieg vor T-Cup-Legende und Oschersleben-Intimus Hajo Ammermann und Newcomer Michael Mende.

Uwe Kantimm und Alwin Heiberger dominieren die 675er-Klasse des T-Cup

Sehenswert war auch der Kampf der Altmeister Uwe Kantimm und T-Cup Frohnatur Alwin Heiberger in der wiedererstarkten 675er-Klasse, die auch 2021 wieder ausgeschrieben werden soll. Gerade für Neueinsteiger ins Hobbyracing-Geschäft eine vergleichsweise günstige Gelegenheit sich mit erfahrenen Sportkameraden zu messen und hoffentlich schnell zu lernen. Gut zu verfolgen bei Sven Pospisil und Efstathtios Datsis, die beide ein solides erstes Rennen ablieferten.

Lauf 1 entschied Uwe Kantimm für sich, in Lauf 2 drehte Alwin den Spieß um und holte maximale Punktzahl. Beide Kämpen erreichte dabei erstaunliche 1.39er-Rundenzeiten.

Fahrwerks-Spezialist Lars Sänger überrascht auch mit allen Wassern gewaschene Menschen, wie ABM-Vertriebschef Detlef Achterberg mit seinen raffinierten Zaubertricks! Foto: Martin Wölfe

Partner des Wochenendes: ABM

Lange mussten wir allen warten, doch just in time vor dem Oschersleben-Wochenende machte ABM sein Versprechen wahr und lieferte die eigenes für die Triumph Street Triple 765 konzipierte „raceflex“-Fußrastenanlage aus, die aber auch für ältere Modelljahre adaptiert werden kann. Und nicht nur das. ABM-Vertriebschef Detlef Achterberg lies es sich, einer alten Tradition folgend, nicht nehmen höchstpersönlich in Oschersleben zu erscheinen, um sich und ABM mal vorzustellen. Und mit Martin Wölfle hatte er auch noch einen prima Fotografen mit im Gepäck.

Es war schon immer wichtig einen guten Plan zu haben. Detlef Achterberg hat selbigen. Foto: Martin Wölfe

Mann des Wochenendes: Johannes Gauerke, Mister T-Challenge

Johannes wer? Genau. Den hatte niemand so wirklich auf der Uhr. Im Training mit guter Leistung unterwegs, aber dennoch ein gutes Stück hinter Polesetter Paul Kock zurück, drehte Bruder Johannes, der ein wenig wie der jüngere Bruder von Rammstein-Keyboarder Flake wirkt,  im 1. Rennen aber mal so richtig auf und holte sich einen souveränen Sieg vor Markus Geuthner und Paul Kock.

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Und auch in Rennen 2 lief der Zieleinlauf in der T-Challenge schiedlich und friedlich in dieser Reihenfolge ab, da Altmeister Alfons Brandl, Vize-Meister der T-Challenge 2019, beim Start zu früh gezuckt hatte und dafür eine Zeitstrafe kassierte.

In der T-Cup 765er-Division bescherte sich Uli Bonsels mit dem Klassensieg einen halbwegs versöhnlichen Sonntagnachmittag, sein neuer Kronprinz Kai Süsslin bestätigte mit dem zweiten Platz seine tolle Form, Michael Mende sicherte sich Platz 3.

Johannes Gauerke beim technischen Check von und mit Rolf Maaßen. Im Hintergrund wie immer bestens gelaunt: Gauerkes schnelle MotoMonster-Teamkollegin Chrissi Rubin und Burkhard Kielholz, Grandseigneur des T-Cups. Foto: Martin Wölfe