Besser geht es kaum. Der Triumph Street Triple-Cup präsentierte sich bei seiner Premiere auf dem Sachsenring bereits zum Saisonauftakt in aufreizend bestechender Form. Zu den großen Gewinnern der ersten beiden Rennen der Saison 2014 zählt neben Doppelsieger Gabriel Noderer und dem Wiederauferstandenen Hajo Ammermann auch MOTORRAD online-Reakteurin Dina Dervisevic. Die landete bei den ersten Motorradrennen ihres Lebens zweimal ehrenhaft auf dem letzten Platz und eroberte mit ihrem Charme die Herzen der T-Cup-Herren im Sturm.
Das muss man einfach erst mal machen. Ein Renntraining fahren zum Beispiel. Mit dem Mundwerk sind viele schnell. Vor allem die Herren der Schöpfung, Typ Landstraßen-Rossi. Doch dann das erste Mal aus der Boxengasse rollen und auf die Strecke fahren, wo so viel Unerwartetes auf einen wartet? Kein Spaß.
Mice from Men, Mäuse von Männern, die trennt aber erst echtes Racing. Renntrainings sind ja ganz nett. Aber so herrlich unverbindlich. Wie ein One-Night-Stand. Es macht heute keinen Spaß? Egal, einfach abdrehen, rausfahren, Moped abstellen und ein Bier aufmachen. Eine Rennserie hingegen hat etwas verdammt Verpflichtendes. Man tritt einer Bruderschaft bei. Einem geheimen Orden. Man schreibt sich ein für x Rennwochenenden, dazu unzähligen Stunden auf den Autobahnen Europas und in der heimischen Werkstatt. Racing wird einem alles abverlangen, einen durch die glücklichsten Glücksmomente und durch abgrundtiefe Trauer ballern. Das ist so. Und wird immer so bleiben.
Und genau deshalb fährt man nicht einfach nach zehn Minuten Zeittraining wieder von der Strecke, weil’s einen in der Wade zwickt, weil einen die geprellten Rippen vom Sturz gestern weh tun. Oder ähnliches. Zeit auf der Strecke ist eh knapp bei einer Hobbyrennserie. Zeit ist teuer. Also nutzt man die Zeit gefälligst aus. Und macht sich einen Plan. Denn jeder von den 30 anderen Brüdern hat einen. Und der T-Cup hat jetzt also eine Schwester. Mit Plan.
Letztes Jahr flog Dina Dervisevic noch auf dem Baden Airpark lebensverneinend in die Ecken. Wir hatten sehr viel Angst um sie. Nach diesem sehr prägenden Moment entschloss die Kollegin sich Anfang 2014 spontan (Dina ist sehr spontan…) für den Einstieg in den T-Cup. Also nicht irgendwo. Nicht in irgendeine Hobbyrennserie, die es bei uns so mannigfaltig gibt, ja, die beinahe bei jedem Renntrainingsanbieter inzwischen zum guten Ton gehören. Weil der Kunde sich eben gerne messen möchte. Wenngleich auf höchst unterschiedlichem Niveau.
Die T-Cupper haben sich natürlich auch Spaß auf die Fahnen geschrieben. Den zelebriert man vorzugsweise gemeinsam. Man redet mit Stolz von der T-Cup-Family. Auf der Strecke wird sich aber zusehens gar nichts mehr geschenkt. Das ist seit 2008 die gut gepflegte Tradition.
Mit dem denkwürdigen Auftakt auf dem Sachsenring steht bereits nach zwei Rennen fest, dass der T-Cup einen Führungsanspruch bei den Hobbycups hat. Er ist so ernst und leibhaftig wie noch nie. Wiedereinsteiger Hajo Ammermann, T-Cupper der allersten Stunde und für gefühlte Lichtjahre out of business stellte das sehr erschrocken nach den denkwürdigen Rennen auf dem Sachsenring fest. „Nicht mit 2008 zu vergleichen. Da war das eine Kaffeefahrt. Heute fahren die hier dank der Slicks Schräglagen, die ich mich gestern noch nicht getraut hätte.“ Die Auswilderung nach seinem Fast-Ruhestand gelang dem Ü-Einsneunzig-Mann dennoch überragend gut: 3. Gesamtrang war wohl mehr, als sich der sichtlich wortgewaltige Nordmann vorher in seinen kühnsten Träumen zu träumen gewagt hätte.
Träume anderer Starter zerplatzen am Sachsenring mehr oder weniger früh. Tim Holtz, jüngster Starter und mit phantastischer Trainingsergebnissen im Gepäck nach Sachsen gereist traf es ganz bitter. Zunächst erwuchs ihm und Ole Batschat, einem weiteren Jungtalent im T-Cup, in Gabriel Noderer ein gänzlich unbekannter Gegner. Noderer kam buchstäblich wie Kai aus der Kiste und holte sich mit einer Fabelrund die Pole Postion. Das wäre ja noch zu verkraften gewesen für Tim. Nach gutem Start stürzte der junge Mann jedoch bereits in der ersten Runde und ondulierte die Triumph so stark, dass Vater Holtz schnurstracks nach dem ersten Rennen die Segel strich und wortlos mit dem zu Tode betrübten Spross zur Heimfahrt blies. Null Punkte zum Auftakt waren ganz sicher nicht der Plan gewesen.
Gerade mal einen Punkt mehr erfuhr sich Marcus Walz, der sich im T-Cup über die Jahre vom schicken, aber überschaubar schnellem hin zum fixen und ambitionierten Hobbyrennfahrer entwickelt hat. Zu wenig für den ambitionierten und erfolgsgewohnten Walz. „Sachsenring? Lieber nur noch im Fernsehen: MotoGP“, ließ er denn auch verlauten.
Gabriel Noderer hingegen wird den Sachsenring nach zwei souveränen Laufsiegen ganz sicher in bester Erinnerung behalten.
Und Dina? Die junge Kollegin scheuchte im ersten Lauf noch recht verhalten das Feld vor sich her. Im zweiten packte sie dann ordentlich drauf und lieferte sich ein fröhliches Duell mit den alteingesessenen Herren Albrecht und Wusowski. Beide nicht als Nasenbohrer bekannt. Die ziehen also am Kabel. Und Dina mittendrin. Aber auch am Boden. Nicht überrundet, kurz vor regulärem Rennende. Hut ab davor.
Alles in allem für viele T-Cupper keine Liebe auf den ersten Blick. Dazu ist der Sachsenring ganz einfach zu speziell, zu herausfordernd.
Wir werden dennoch wiederkommen. Weil es einfach Spaß gemacht hat. Mit der T-Cup-Familiy. Und mit dem Sachsenring. Wir fühlten uns herzlich willkommen auf dieser wunderschönen Strecke und hatten trotz 32 Startern überhaupt kein Problem mit den strengen Geräuschlimits, die dank db-Eater in den Bodis-Auspuffanlagen problemlos einzuhalten waren. We’ll be back.
Alle Ergebnisse vom T-Cup-Saisonauftakt 2014 sowie die aktuelle Tabelle findet Ihr hier:
Ergebnisse Sachsenring Qualifikation, Rennen 1, Rennen 2
Link: Fotos T-Cup-Saisonauftakt 2014 Sachsenring