Triumph-T-Series starten unter Corona-Auflagen und schwierigen Wetterbedingungen hochmotiviert ihre Saison am 23./24.Mai auf dem Lausitzring. Wer hätte das vor einem Monat für möglich gehalten? Bike Promotion beschert 41 Triumph-Hobbyracern ein wirklich perfektes Rennwochenende. Trotz enorm langer Zwangspause verblüffen die Jungs und vor allem unsere Lady Chrissi Rubin mit phantastischen Trainingszeiten, die am Ende mit Meisterschaftspunkten belohnt wurden. Die Geschichte eines denkwürdigen Wochenendes.
Lange, quälende Wochen und Monate war da nur diese bleierne Shut-Down-Stimmung, die alles andere dominierte. Die Corona-Pandemie und ihre bundesweiten Verordnungen betrafen und betreffen aktuell natürlich auch unser geliebtes Hobby, die Triumph-T-Series. Eigentlich rechnete niemand mehr ernsthaft damit, dass sich daran für den 23./24.5.2020 irgendwas ändern würde. Nicht wenige Teilnehmer sahen sich schon gedanklich auf Radtour mit der Familie und einfach beim süßen Nixtun im heimischen Garten.
Doch Pusteblume, es kam zum Glück alles ganz anders. Knapp zwei Wochen vor dem geplanten Termin machte Bike Promotion-Chef Michael Dangrieß in verhaltener Zuversicht. „Könnte klappen, wenigstens mit einem Trainingswochenende“, gab er am Telefon durch. Wenige Tage später geschah dann das beinahe Magische: Wir bekamen ein Go. Zwar unter speziellen Hygiene-Maßnahmen, natürlich. Aber ein Go. In diesen verrückten Shut-Down-Zeiten. Entsprechend euphorisch reagierten 41 T-Series-Teilnehmer. Nur Francisco Marquez aus der Schweiz musste passen zwecks Reiseverbot und seiner Furcht vor einer 14tägigen Quarantäne in Deutschland.
Die Einlasskontrolle an der Strecke gestaltete sich überraschend einfach und fix. Auch hier hatte Mister Dangrieß in Kooperation mit dem Streckenbetreiber Dekra prima praxistaugliche Vorarbeit abgeliefert. Ebenso bei der Einschreibung. Toller Service via Durchsage in Gruppen zum Check-In gerufen zu werden, urteilten unsere Teilnehmer unisono. Kann man gerne beibehalten. Und dann dieses Fahrerlager. Nach Wochen der Isolation endlich mal wieder so viele Gleichgesinnte zu sehen, wenngleich mit dem gebührenden Sicherheitsabstand, einfach gigantisch und unbezahlbar. Zudem es fast schon profimäßig früh sehr still wurde im Fahrerlager. Ab 21.30 Uhr herrschte jeweils Zimmerlautstärke. Auch das wurde positiv notiert.
Endlich wieder auf die Rennstrecke!
Viele nutzen natürlich die Möglichkeit zum freien Training am Donnerstag und vor allem am Freitag. Alle geplanten Rollouts und Trainingstage, ob nun in südlichen Gefilden oder beim gut gebuchten Auftakttraining in Oschersleben mussten bekanntlich abgeblasen werden. Bikeshop Lüchow war wohlwissend gleich mit zwei Mann auf dem Lausitzring zugegen, um nicht nur den Bartschat-Kunden helfend zur Seite zu stehen.
Und das war eine prima Idee. Der Lausitzring mit seiner anspruchsvollen Streckenführung, seinen Wellen und Verwerfungen und seinem gefürchtetem Nassgrip gilt als echte Herausforderung. Nicht jeder liebt die Strecke.
Umso erstaunlicher wie vor allem die vielen Neuen der T-Series mit dem trickreichem Geläuf klar kamen, prima unterstützt durch ein ausführliches, unterhaltsames Briefing durch Uli Bonsels und Hajo Ammermann, die am Samstagabend humorvoll die Dos & Don’ts schilderten, was gerade von den absoluten Racing-Einsteiger gut angenommen wurde.
Alfons Brandl dominiert die Triumph-Challenge im Sondertraining 1
Nach fünf exklusiven T-Series-Zeitblöcken setzten nicht wenige die Tipps und Tricks der alten Haudegen schon beim Warm Up in verbesserte Rundenzeiten um, gefolgt vom Sondertraining Nummer 1, in der inoffizielle Polesetter Alfons Brandl das Feld nach der ersten Runden souverän anführte. Mit Fonse wird auch in dieser Saison zu rechnen sein. Mit von Thomas Rothmund revidierten Ex-Franzen-Sport-Evolution-IDM-Drilling, seit 2008 (!) im Einsatz, drückte Alfons mächtig an und war auch für Markus Geuthner eine zu harte Nuss. Gaststarter Michael Veith überraschte ebenso mit schnellen Runden, die im den imaginären dritten Platz auf dem virtuellem Podium bescherten. Doch natürlich waren Siegerehrung ebenso verboten wie Rennen mit stehenden Starts.
Chrissi Rubin fährt eine 1.53,7. Musste erstmal machen mit einer seriennahen Daytona 675.
Die vielleicht beeindruckendste Leistung legte ausgerechnet die Racing-Lady der T-Challenge hin: Chrissi Rubin, im wahren Leben Motorradmechanikerin aus Berlin, verbesserte sich um sagenhafte 3,5 Sekunden im Vergleich zu 2019. Muss man einfach mal mache. Hut ab! Und auch T-Cupper Marc Jürgens feilte erfolgreich an den Zehnteln und wunderte sich, wie er das nach sieben Monaten Abstinenz hinbekommen hatte.
Axel Sammet und Michael Mende, zwei schnelle Neue im T-Cup
Vielleicht lag es auch an schnellen, neuen Spielkameraden in der 765er-Division des T-Cup. Michael Mende und Axel Sammet, beide schnelle Nordmänner, würfelten das Establishment in der hart umkämpften großen Klasse ganz schön durcheinander. Man darf gespannt sein, wie die Altmeister Hajo Ammermann und Rolf Krassmann darauf beim nächsten Event in Oschersleben am 18./19. Juli antworten werden. Vor allem für Hajo steht Oschersleben ja gleichbedeutend mit seinem ganz persönlichen Wohnzimmer. Auf sein episches Werk „Wie ich die 35 in Osche knackte“ freuen sich seine Fans nun schon seit vielen Monaten.
In der Division 675 heißt der Dominator Uwe „Celle“ Kantimm
Last but not least machte noch ein Altmeister in der Lausitz von sich reden: Uwe Kantimm bewies eindrucksvoll, dass weder er, noch seine Triumph Street Triple 675 zum alten Eisen gehören: 55er-Rundenzeiten mit einem gut 106 PS starken Motorrad? Definitiv eine Ansage. Uwe führte die deutlich wiedererstarkte 675-Division souverän an.
Sondertraining 2 war eine schmierige Angelegenheit
Das Sondertraining 2 bot mit nasser, aber abtrocknender Piste nämlich absolut anspruchsvolle Bedingungen, die vor allem die Routiniers für sich nutzen wollten, wenngleich der Renngott nicht allen hold war: Ein Sturz von Hajo Ammermann führte zum schnellen Abbruch des Sondertrainings mit Wertung von vier gezeiteten Runden, weshalb es für dieses Training auch nur halbe Punktzahl gab.
Was sonst noch auffiel an diesem denkwürdigen Wochenende am Lausitzring
- Trotz Abstandregeln war die Stimmung so familiär wie sie eben sein durfte. Das ist wichtig, schließlich steht die T-Series für ein kameradschaftliches Miteinander, das durchaus im altmodischen Sinne zu verstehen ist. Der Zusammenhalt gerade nach dem Neustart in 2019 war schon fast ein herausragendes Merkmal.
- Ob wir in Oschersleben näher zusammenrücken dürfen, kann momentan noch niemand sagen. Solange die Veranstaltung nach Lausitzring-Vorbild ablaufen kann, wären alle megahappy.
- Nochmals ein fettes Dankeschön an Michael Dangrieß und Team, die das für uns möglich gemacht haben. Die größte Motorradtrainings-Veranstaltung Deutschlands nach Shut Down im März. Auch das muss man erstmal auf die Räder stellen.
- Danke auch an Bridgestone, die wie immer der Fels in der Brandung waren.
- Viel Spaß hat mir auch mein neuer, alter Kollege Rolf Maaßen gemacht, der im Hintergrund immer eine Hand frei hatte und dazu enorm gute Geschichten erzählen kann.
- Gerüchten zufolge kann eine junge Mitarbeiterin von Bike Promotion nicht kochen. Aber dafür macht die Lady sensationelle Fahrer-Portraits mit ihrem Handy. Auch dafür danke!