Die Triumph-Challenge-Saison von Markus Geuthner bietet enorme Höhen und tiefe Abgründe. Dazwischen gibt es eigentlich nix. Doppelsieg zum Saisonauftakt in Most, null Punkte am Lausitzring infolge technischer Probleme und ein durchwachsener Brünn-Ausflug. In Schleiz zeigte sich der junge Vogtländer nun von seiner Schokoladenseite: zwei Laufsiege vor heimischem Publikum. Ja, richtig gelesen. In Schleiz waren tatsächlich zahlreiche Zuschauer beim Rock & Race-Wochenende.
In der Gesamtwertung holt Geuthner damit auf, während Martin Exner heimlich, still und leise den bislang Führenden Alfons Brandl überholt hat und nun als Meisterschaftsfavorit der T-Challenge gilt. Ob er will oder nicht. Da muss er durch, der tiefgründige Franke.
Im Triumph-Street Triple-Cup festigte der überaus fleißige Uli Bonsels seine Tabellenführung in der 765er-Division und hält den amtierenden Meister Rolf Krassmann damit erfolgreich in Schach.
Schleiz ist immer eine Reise wert
Schon 2018 war das Rennwochenende ein Traum. Und auch dieses Jahr war die Vorfreude enorm. Organisator Michael Dangrieß hatte nicht nur mit der Gesamtveranstaltung, sondern auch mit dem neuen Standort des T-Series-Fahrerlagers auf der alten Start-Ziel-Gerade ein glückliches Händchen, da das unter anderem kurze Wege zum Reifenpartner Bridgestone garantierte. Im letzten Jahr musste man ob der erstaunlichen Entfernungen schon die Wanderschuhe eingepackt haben oder alternativ ein Fahrrad, was dem lockeren Zusammensein, neudeutsch: Socialising, doch mächtig im Wege stand.
Dieses Jahr fungierte der Bridgestone-Truck nebst enorm hilfreichem Vorzelt als Kommunikations- und Grillzentrale. Ein Glas Freibier inklusive Grillwurst beim Meet & Greet am Freitagabend hat ja inzwischen schon Tradition in den beiden T-Series. Ebenso wie die gedanklichen Exkursionen des Hajo Ammermann, der seit Anbeginn des Triumph-Street Triple-Cups immer irgendwie dabei ist und der so unglaublich gerne für eine Motorradfachzeitschrift schreiben würde.
Diesbezüglich sollte sich der Mann aus Nordstemmen keiner Illusion hingeben. Sein Stil ist zu wahnsinnig, zu abgedreht und viel zu intellektuell, meilenweit entfernt von der in den einschlägigen Fachkreisen gepflegten Nockenwellen-Lyrik. Das würde zu überhaupt keiner Fachzeitschrift auf diesem Planeten passen. Vom gottgegeben Fahrtalent Hajos und seinem erstaunlichen Speed mal ganz abgesehen. Einzig bei den ziemlich abgedrehten Burschen von 1000PS könnte es unter Umständen etwas werden.
Die #45, seit fast 20 Jahren eine Legende in den Fahrerlagern dieser Republik
Die besten Grillwürsten der Welt gibt es genau hier
Schon hier sorgte die Familie Geuthner für einen kleinen Höhepunkt mit leckeren Vogtländer-Würsten der Fleischerei Valtin aus Plauen. Muss hier einfach mal erwähnt werden. Ebenso, wie die offizielle Grillwurst der Triple-T-Series vom Landmetzger Martin Meier aus Oberiflingen im Nordschwarzwald. Ohne falsche Bescheidenheit: Die Triple-T-Series verfügt über die verdammt nochmal besten Grillwürste des Planeten. Da können die Jogibären aus den abermillionenschweren Autorennserien mit ihrem Schicki-Catering ganz einfach einpacken.
Teamspirit, ganz ohne Spaziergänge über glühende Kohlen oder Glasscherben
Gutes Essen stärkt den Teamgeist, das wusste schon Obelix, als er sich gemeinsam mit seinem Kumpel Asterix bei den Römern als Legionär verdingte. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht. Der vielbeschworene Teamspirit, für den anderswo erstmal mühselig über Glasscherben oder wechselweise glühende Kohlen spaziert werden muss, passt innerhalb der Triumph-Gemeinde in jedem Fall automatisch und auch bei enorm wechselhaftem Wetter mit enormen Niederschlägen, denen sogar einige Faltzelte zum Opfer fallen sollten.
Trotz der Wetterkapriolen blieb die Stimmung innerhalb der Fahrer und Teams erstaunlich entspannt, ja, beinahe abgebrüht. „Ist ja für alle gleich“, war da zu hören. „Wir haben eh die besten Regenreifen der Welt“. Stimmt, dennoch wünscht man sich als Rennfahrer allen schlauen Sprüchen zum Trotz natürlich möglichst einheitliches Wetter: trocken, so um 20 Grad Außentemperatur und gut ist.
Markus Geuthner holt sich die Polepostion
Und auch ein gekürztes Trainingsprogramm am Samstag führte nicht zu Unmut. Im Vergleich zu anderen IBPM-Veranstaltungen muss in Schleiz wegen des enormen Andrangs von Fahrern und Rennklassen auch hier etwas enger zusammengerückt werden im Zeitplan. Markus Geuthner setzte dann auch gleich ein Zeichen und holte sich souverän die Pole. Überraschend gut kam T-Cupper Rolf Krassmann mit den Verhältnissen in Schleiz zurecht. Der wahrscheinlich schnellste und fitteste Ruheständler Deutschlands mag den Straßenkurs ganz einfach gerne leiden. Erinnert ihn an seinen wilden Jahre in der Jugend.
Quereinsteiger sind herzlich willkommen!
Gaststarter haben eine lange Tradition in den Triple-T-Series. Vor allem in Schleiz, da die Termine auf dieser Naturrennstrecke rar sind. Und mit Gästen ist das ja immer so eine Sache. Kann auch mal schiefgehen, mit der Gästeliste. Zum Glück passten die Jungs und das Mädel in Schleiz allesamt superschick zum Rest der Bande. Vom Facebook-Gewinnspiel-Gewinner Kevin Arnold bis hin zur tapfer mit Schmerzen in der Hüfte kämpfenden Heike Findeisen: Es hat prima gepasst, keiner hat gefremdelt, die T-Family freut sich auf ein Wiedersehen, gerne auch zum Saisonfinale in Oschersleben. Dort haben bislang zwei der Schleiz-Gaststarter erneut genannt: Patrick Neuber und Karsten Bartschat, Chef von Bikeshop Lüchow. Der hatte in Schleiz kurzerhand die Dinge persönlich in die Hand genommen, weil sein Testfahrer aus gesundheitlich-familiären Gründen passen musste. Letztlich eine glückliche Fügung für den Mann, der ansonsten als offizieller Technikbeauftragter der Triple-T-Series fungiert. So konnte der weiße Riese aus dem Wendland, so nannte ihn der Streckensprecher, seinem Eigenbau, einer Daytona mit leicht modifizierten 765er-Triebwerk, mal persönlich auf den Zahn fühlen. Gleichzeitig ein wichtiger Test für die Saison 2020. Bike Shop Lüchow möchte eben diesen Umbau als offizielle Option für interessierte Triumph-Challenge-Teilnehmer anbieten.
Showdown
Hohe Erwartungen an den Lokalmatador Markus Geuthner. Ist ja sein Heimrennen. Da will man es den Fans, Bekannten, Helfern und Sponsoren aber mal so richtig beweisen. Markus meistert das ganz prima. Auch abseits der Rennstrecke zeigt er permanent Präsenz, immer gut gelaunt, immer höflich.
Und auf der Strecke fackelt er nicht lange. Natürlich bekommt er von seinem schärfsten Rivalen Martin Exner nichts geschenkt. Die beiden pushen sich, nicht nur auf der Strecke, sondern auch hinterher, gerne auch via Soziale Medien. Exner wiederum fährt schlau und mit der Meisterschaftstabelle im Hinterkopf. Seinen direkten Konkurrenten um die Meisterschaft Alfons Brandl hält Exner in Schleiz nämlich hinter sich. Und das ist wichtig für die Meisterschaftsambitionen des jungen Franken, der sich gerne grüblerisch gibt. Also lässt er den langen Geuthner ziehen, gönnt ihm den Triumph. Der fährt zumindest im direkten Zweikampf mit Exner hart am Limit – und auch mal kurz drüber raus, wie sein Gegner hinterher berichtet.
Saubere und disziplinierte Rennen
Schön auch, dass beide Rennen fast spiegelbildlich ablaufen. Nämlich rund und ohne Stürze. In Brünn hatte es ja beim vorigen Treffen formidable Einschläge inklusive einer Krankenhausvisite geben. Nicht so in Schleiz. War es das Wetter, der Respekt von dieser enorm schnellen Strecke, die Vernunft. Egal, Hauptsache alle hatte ihren Spaß und boten sich und den Zuschauern wirklich schöne Rennen.
Wie schnell sich das ins Gegenteil verkehren kann, wurde vielen aus der T-Familiy mit dem sonntäglichen Besuch von Jens „Ecki“ Weichel und seiner Frau Petra bewusst. Jens verunglückte 2018 in Schleiz bei einem Motorradrennen sehr schwer. Er sitzt seither im Rollstuhl und kämpft sich, unterstützt von seiner Familie, mit enormem Willen in sein neues Leben zurück. In vielen Gesprächen wurde klar, wie viel Rennsport und diese spezielle Strecke in Schleiz Jens noch immer bedeuten. Danke für euren Besuch. Ihr seid uns jederzeit wieder willkommen, Petra und Ecki!
Großes Saisonfinale in Oschersleben am 17. und 18.8.19
Natürlich sind uns alle Triumph-Fans willkommen zum Saisonfinale in Oschersleben am 17./18.8.19, für das aktuell sage und schreibe 39 Teilnehmer angemeldet sind. Wer aktiv an den Triumph-Festspielen OSL teilnehmen möchte, der muss sich sputen. Die PDF zum Racing-Glück für alle Triumph-Fans gibt es hier. 3 Plätze sind noch frei. Und, ja, der weiße Riese aus dem Wendland will auch wieder aktiv mitmischen, um mit Hajo Ammermann, Marc Jürgens und dem Rest der Gang die Säbel kreuzen. Oschersleben betrachtet Karsten Bartschat übrigens als sein Wohnzimmer. Der Kollege Ammermann auch. Hier schon mal der aktuelle Zeitplan.